Lag einfach so da, am Fuss einer alten Eiche. Mein erster Gedanke war:
Bauschaum. Da hat sich die Dorfjugend einen Spaß mit diesem überaus vielseitigen
Material erlaubt.
Es war jedoch schnell klar, dass es was organisches sein muss. Die Lage am Fuss
des Baums legt natürlich einen Baumpilz nahe. Aber welcher wird so groß?
Der Vergleich mit meinem Fuss zeigt die Größe des Pilzes.
Falls jemand glaubt, ich hätte bloß kleine Füße, hier noch ein
Größenvergleich:
Das Bild zeigt auch das Bestimmungsbuch, das ich meistens verwende, den von mir
überaus geliebten Tröger/Hübsch.
Neben der Größe ist auch die Form ungewöhnlich. Baumpilze stellt man sich als
Scheiben vor, die waagerecht aus dem Stamm eines Baums herauswachsen. Der
Fachmann nennt sowas Konsole. Mit Poren auf der Unterseite und einer oft harten,
ledrigen Oberseite. Der Pilz hier hat erstmal keine sichtbare Form, er ist
einfach ein "Blob".
Innendrin sieht es anders aus. Um das zu sehen, muss man ihn erstmal
anschneiden. Das ist überraschend schwer. Beim zweiten Besuch hab ich eine
Taschensäge mitgebracht, trotzdem war es nicht einfach, ein Stück abzubekommen.
Am Ende ging es mit einer Mischung aus Sägen und Hebeln.
Im Anschnitt sieht man, dass der Pilz bloß eine Lage Poren hat, siehe
Markierung.
Das grenzt die Auswahl ein. Nach einigem Bestimmen kommt man schließlich auf
Inonotus dryadeus, den tropfenden Schillerporling.
Der Fundort passt auch. Dieser Pilz ist quasi der Sterbehelfer sehr alter
Eichen. Er befällt den Baum erst gegen Ende seines Lebens und gibt ihm dann,
unromantisch formuliert, den Rest. Frische Fruchtkörper haben große Tropfen auf
der Außenseite, daher der Name des Pilzes. Diese Tropfen enthalten Oxalsäure,
was den Baum zusätzlich schwächt.
Bei meinem Fund handelt es sich um eine sogenannte Pilzmumie, was wohl auch
erklärt, warum der Pilz so hart und zäh ist. Wenn er noch frisch ist, ist der
Schillerporling von Tropfen überzogen.
Leider habe ich selbst noch keinen Schillerporling in diesem Stadium
angetroffen (die Aufnahmen entstanden im Februar 2022, wie am Schnee unschwer zu
erkennen ist), weswegen hier ein Link ins Internet ausreichen muss:
https://fundkorb.de/pilze/inonotus-dryadeus-tropfender-schillerporling.