Bärtierchen

Bärtierchen

Was?

Wir häkeln ein Bärtierchen, mit anderen Worten, einen Vertreter der Tardigrada. Die sind bekannt dafür, dass sie in ihrem Tönnchenstadium übelste Umweltbedingungen überleben können. Sollte es die Menschheit fertigbringen, sich selbst auszurotten, dann sind die Bärtierchen immer noch da. Zeit also, den potentiellen neuen Herrschern der Erde die Reverenz zu erweisen und einen flauschigen Tardigraden aus hellrosa Himalaya Dolpin Baby[1] zu häkeln.

Ein Bärtierchen

Technisches

Wir häkeln alles in Spiralrunden, also immer mit einem Markierungsfaden, der den Rundenanfang angibt. Wolle: Himalaya Dolphin Baby in hellrosa, Farbcode 80309, Nadel 4,5[2]. Dazu noch etwas Twister in rot, für die Krallen. Außerdem brauchen wir noch einen Strang dünne weiße Wolle für die "Zähnchen".

Meistens haben meine Häkeltiere Augen, auch wenn das nicht ganz der Realität entspricht, wie beispielsweise bei einer Qualle. Es sieht einfach niedlicher aus, wenn man aus Knopfaugen angeguckt wird. Beim Bärtierchen fand ich das nicht passend, also ohne Augen.

Körper

Ein Bärtierchen hat so eine Art Rüssel, der vorstülpbar ist. Fangen wir also mit dem an. 5 LM, dann gleich verdoppeln auf 10 FM, damit die Schnauze vorn zylindrisch ist, nicht abgerundet. Wenn man leicht durcheinanderkommt, weil Maschen in dieser Wolle schwer zu erkennen sind, kann man sich behelfen, indem man in die Maschen der Luftmaschenkette Markierklipse einfädelt. Dann sieht man besser, wo die Maschen bleiben, wenn man die ersten zehn festen Maschen in sie hinein häkelt.

Markierklipse in der ersten Runde

Markierklipse

Wir machen einige Runden mit zehn Maschen, für den Rüssel. Bei meinem Exemplar sind es wohl neun Runden a zehn Maschen. Dann kommen Zunahmen: Erstmal Vielfache von Zehn, also 20, 30. Dann gehen wir auf Vielfache von sechs, also 36, 42, 48, 54. Weil die Zunahmen am Anfang so stark sind, wellt sich das Ganze.[3] Das Wellen ist uns jedoch durchaus willkommen, wir wollen später in der Tasche rund um den Rüssel ein paar Falten, und da brauchen wir extra viel Material.

An der Spitze des Rüssels ziehen wir weißen Wollfaden durch. Der soll die Zähnchen des Tardigraden darstellen. Einfach radial ein paar Fäden durchziehen, wie auf den Fotos zu sehen, Fäden von der späteren Innenseite ("linke Seite") vernähen. Wie lang die Fäden genau sind und durch welche Maschen sie gezogen werden, überlasse ich Ihnen. Wenns wie im Kreis angeordnete Zähnchen aussieht, passts.

Nach der Zunahme auf 54 Maschen machen wir noch fünf weitere Runden mit derselben Maschenzahl. Der Körper soll später eine Wurst mit leichten Einschnürungen sein, also nehmen wir immer wieder ab und zu, quasi eine Jojo-Diät, bloß gehäkelt. Also nehmen wir nach diesen fünf Runden ab auf 48, 42, 36, dann gleich wieder zu auf 42, und wieder rauf bis 54.

Da wir irgendwann auf rechts häkeln wollen, müssen wir rechtzeitig umstülpen. Dann wird der Rüssel vernäht. Dazu den Rüssel hineindrücken, so dass er ungefähr eben mit der Kopfscheibe abschließt, dann an zwei gegenüberliegenden Stellen vernähen. Die Nahtstellen sollten etwa fünf Maschen vom Ansatz des Rüssels weg sein. Am Rüssel sollten sie möglichst weit vorn an der Spitze, aber natürlich so weit hinten liegen, dass man den Vernähfaden von außen nicht sieht. Hier muss man keine HDB nehmen, die beim Vernähen leicht klemmt, ich habe einfach Amigurumi-Wolle für Nadelstärke drei genommen, ebenfalls in Rosa, falls doch mal Faden zu sehen ist.

Rüssel an der ersten Stelle annähen

Rüssel annähen

An zwei diametral dazu liegenden Stellen vernähen, so dass der Rüssel nun kreuzförmig an vier Stellen vernäht ist. Theoretisch können wir nun zwischen den vier Vernähungen noch viermal vernähen, so dass wir acht Mal in gleichem Abstand vernähen. Ich hab es bei siebenmal belassen, der Kopf war schon verkrumpelt genug.

Rüssel, an vier Stellen angenäht

Rüssel annähen

Der Rüssel wird an der Rückseite vernäht, damit die Füllung im Rüssel bleibt und nicht in den Körper wandert.

So wird der Rüssel zugenäht

Rüssel, vernäht

Da mir der Körper irgendwann zu lang wurde, bin ich von den ursprünglichen Maschenzahlen abgewichen. Zwischen dem dritten und vierten Segment hab ich eine Runde zu 36 extra gemacht, also: …​ 42, 36, 36, 42 …​ Ab dem vierten Segment (inklusive Kopf gerechnet), nur noch vier mal 54 und keine Extrarunden mit 36 Maschen mehr, also wieder …​ 42, 36, 42 …​ In den weiteren Segmenten (insgesamt sind es sieben) noch weniger Runden a 54 Maschen, also nur noch drei, dann nur noch zwei.

Der Rumpf, vor den Abnahmen

Rumpf des Bärtierchens

Das letzte Segment wird kleiner, beim vorletzten geht die Abnahme bis auf 30, dann 36, …​, 48, …​, 36, 30. Solange die Öffnung noch groß genug ist, Füllung hineinstopfen. Runtergehen bis auf sechs Maschen, dann abnähen.

Beine

Wieder mit Luftmaschenkette, nicht mit Magic Ring. 5 LM, 5 FM, 10 FM. Wir gehen also nach den Luftmaschen nicht gleich auf 10 FM, da die Fußspitze eher rundlich sein soll. Zwei weitere Runden mit zehn Maschen. Diesmal machen wir es gleich so, dass die rechte Seite außen ist. Dazu muss man das Bein umstülpen, was wiederum nur geht, wenn es noch nicht zu lang ist. Anfangsfaden vor dem Umstülpen vernähen: Dreimal verknoten, Ende durch ca. vier Maschen vernähen.

Bärtierchen haben so eine Art Krallen, die versuchen wir mit roter Twister-Wolle nachzubilden.[4]

Fuss umstülpen. Twister-Faden von außen nach innen führen, ein Ende von fünf bis sieben Zentimetern übrig lassen. Fuss umstülpen, Faden dreimal verknoten. Wieder nach außen und zurück führen, sodass sich eine Schleife ergibt. Die muss später zwei Krallen ergeben, also lang genug lassen. Ein Mal verknoten, nächste Schleife. Insgesamt drei Schleifen machen. Faden drei Mal verknoten, ein letztes Mal nach außen führen. Schleifen aufschneiden, Krallen trimmen. Fuss auf rechts weiterhäkeln.

Schleifen für die Krallen

Schleifen für die Krallen

Krallen, noch nicht getrimmt

Die Krallen

Von diesen Beinen machen wir zwei, das sind später die letzten Beine am Ende des Tiers. Wenn man den Fotos glauben darf, sind die etwas kürzer und dünner als die anderen drei Beinpaare. Diese machen wir genauso, bloß mit den Maschenzahlen: 7 LM, 7 FM, verdoppeln auf 14 FM. Die großen Beine haben eine Länge von elf Runden, die kleinen Beine haben nur neun Runden.

Fertiges Bein mit getrimmten Krallen

Fertiges Bein

Weil die großen Beine mit einer Luftmaschenkette mit sieben Maschen anfangen, bleibt ein relativ großes Loch. Das müssen wir beim Vernähen schließen, damit später keine Füllung herausquillt.

Beim Füllen kann es helfen, die Beine vorher und nachher zu wiegen, damit man sie einigermaßen gleichmässig füllt. Der Profi wird sich hier eher auf sein Gefühl verlassen. Die Beine sollten relativ fest gefüllt sein, damit das Tier später zumindest zeitweise auf ihnen abgestellt werden kann. Die Gewichte vor dem Füllen waren bei mir:

  • Große Beine, 14 Maschen: 6-7 Gramm.

  • Kleine Beine, 10 Maschen: 4-5 Gramm.

Alle Beine des Bärtierchens. Hinten rechts das kleinere Beinpaar

Die Beine

Beine am Körper annähen, auch hier wieder normale Wolle nehmen.

Die Beine werden angenäht

Beine annähen

Das Bärtierchen kann auf eigenen Beinen stehen

Das Bärtierchen steht

Und fertig ist das Bärtierchen.


1. Im Folgenden öfter mal mit "HDB" abgekürzt, um die Fingerabnutzung beim Tippen zu reduzieren.
2. Wie eigentlich immer bei Himalay Dolphin Baby. Mit dieser Nadelstärke kommt man noch gut durch die Maschen, aber das Gehäkelte ist so dicht, dass die Füllung nicht durchscheint.
3. Wir erinnern uns: Bei festen Maschen bekommen wir eine Scheibe, wie etwa einen Untersetzer, wenn die Zunahme pro Runde sechs beträgt.
4. Twister ist eine bis 60 Grad waschbare, stabile Wollmischung aus Baumwolle und Acryl, die z.B. gern für Topflappen verwendet wird. Sie eignet sich auch gut für Stofftiere, die man richtig waschen können will, wie z.B. für Allergiker. Es gibt keinen besonderen Grund, genau die zu verwenden, aber ich hatte welche übrig.

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