So ab und an löse ich gern Kreuzworträtsel. Nicht die bekannten Rätsel, wo
einfach ein Wort gesucht wird ("Nebenfluß des Ebro"). Stattdessen gibt es einen
mehr oder weniger verklausulierten Hinweis auf das gesuchte Wort. Solche Rätsel
gibt es beispielsweise in der Zeit, da heißt es "Um die Ecke gedacht" oder in
der Süddeutschen Zeitung, hier wird es "Das Kreuz mit den Worten" genannt.
In diesem Fall lautet der Hinweis: "Lenkt das Denken, justiert das Urteil".
Ich komme einfach nicht auf das Wort. Ich
grüble und grüble. Was kann das sein? Nervensystem? Erziehung? Mindestalter
("justiert das Urteil, macht aus Erwachsenenstrafe eine Jugendstrafe"). Und so
weiter. Das richtige Wort will mir einfach nicht einfallen. Nach einer Weile
habe ich einen guten Teil des Rätsels gelöst und für mein Wort habe ich schon
"SINNE.AR.". Zwei Buchstaben fehlen noch.
Ich suche einfach mal draus los, finde aber keine passende Vervollständigung für
"Sinnes…" (das abschließende s habe ich einfach mal vermutet). Das einzige
Wort, das mir einfällt, ist "Sinnesarm". Das liegt daran, dass ich gerade die (sehr
empfehlenswerte) Xenogenesis-Trilogie von Octavia E. Butler lese. Da haben die
sogenannten Ooloi ein Paar Sinnesarme.. Was das ist, kann man sich ungefähr vorstellen. Aber
das kann der Autor des Kreuzworträtsels ja kaum gemeint haben. Was ist also die
Lösung für mein Kreuzworträtsel?
Da ich unter Linux arbeite und eine Shell zur Verfügung habe, komme ich auf die
Idee, einfach Grep mit einem passenden Suchausdruck zu verwenden.
Sie enthält die gültigen deutschen Wörter, jedes in einer Zeile. Perfekt zum
Greppen. Und hier ist unsere Suche:
grep -i ^sinne.ar.$ deutsch.txt
Jeder Punkt steht für einen Buchstaben, den wir noch nicht herausgefunden haben,
hier kann jeder beliebige Buchstabe stehen. Eigentlich sogar jedes beliebige
Zeichen, aber ich gehe davon aus, dass die Datei mit den Wörtern keine
unsinnigen Einträge wie "Sinne1art" enthält. Selbst wenn das so wäre, als Lösung
fürs Kreuzworträtsel scheiden diese Wörter sowieso aus.
Die Suche liefert tatsächlich bloß einen Treffer, "Sinnesart". Geschafft. Die
Lösung hätte ich ohne die Hilfe von Grep nicht gefunden, weil ich das Wort
"Sinnesart" nicht kenne. Es riecht irgendwie nach Patschuli und eignet sich
bestimmt als Name für Duftkerzenshops, Yogastudios oder
ähnliches..
Wie gesagt, das Wort war mir bis dato unbekannt. Das soll sich jetzt ändern.
Also flugs im Internet danach gesucht. Man findet ein Massagestudio mit nicht
rein medizinischer Ausrichtung und dann eine Definition, und zwar "Wesensart,
Denkungsart, Gesinnung eines
Menschen". Aha. Wusste ich nicht.
Wieder was gelernt.
Noch ein paar Bemerkungen zur Suche.
-
Man braucht das gesuchte Wort nicht in Anführungszeichen einzuschließen (egal
ob einfache oder doppelte). Es funktioniert auch so.
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Die Suche ist am Anfang der Zeile mit ^
und am Ende mit $
verankert. Damit bekommen
wir nur das gesuchte Wort. Wenn wir das nicht machen, findet die Suche auch
Treffer wie "Ameisenbärensinnesart" oder "Sinnesartistenschule".
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Wir suchen ohne Rücksicht auf Groß- oder Kleinschreibung, mit der Option -i
.
Ohne diese Option müsste die Suche auf Groß- und Kleinschreibung Rücksicht
nehmen. Wenn wir wissen, dass ein Substantiv gesucht ist, müssten wir also mit
^Sinne.ar.$
suchen.
Man könnte ein Progrämmchen dafür schreiben, angesichts der Kürze des Einzeilers
ist das jedoch zu viel des Guten. Und man sollte diesen Trick sparsam anwenden,
es macht immer noch am meisten Spaß, Rätsel durch Nachdenken zu lösen.